Auch ich habe es mehr als nur einmal vermieden, bin dem ausgewichen, habe nach anderen Strategien und möglichen Lösungen gesucht, anstelle mich der Situation, dem Konflikt, dem Gespräch zuzuwenden und endlich zu reden.
Warum? Weil es unangenehm ist. Ja, die Situation selbst ist vermutlich auch unangenehm, es anzusehen und anzusprechen erscheint allerdings noch viel unangenehmer. Weil es nicht einfach ist. Weil man nicht so genau weiß, wie man es sagen soll und was genau. Geschweige denn, wie es bei der anderen Person ankommt (auch wenn wir wissen, dass wir dies sowieso nicht kontrollieren können).
Es gibt eben auch Bedenken und Ängste in uns. Bedenken, welche uns bewusst sind, wie zum Beispiel die Frage, wie die andere Person vielleicht reagiert. Oder welche Konsequenzen für alle Beteiligten entstehen könnten. Sowie mögliche unbewusste Aspekte, wie die Angst vor Zurückweisung oder Ablehnung der eigenen Person, wenn man Dinge anspricht.
Es aber zu ignorieren, wegzusehen, so zu tun als wäre es nicht da, kann auf Dauer mehr Schaden hervorrufen.
Ein sehr eindrückliches Beispiel zu Mut und Kommunikation teilt der Journalist Jo Confino im Podcast “The Way in is out” in Episode #46 zu “Healthy Boundaries” (Min 20:57, auf Englisch) aus seiner Zeit bei The Guardian. Er schildert darin, wie mit einem älteren Kollegen, der Redakteur eines Fachgebiets war, umgegangen wurde. Obwohl diese Redakteure normalerweise die großen (Titel)Geschichten in ihrem Fachgebiet bekommen, wurden diese in seinem Fall immer an andere Redakteure gegeben. Keine:r hatte den Mut, sich mit ihm zusammenzusetzen und zu sprechen. Ihm zu sagen, was er in ihren Augen nicht gut macht, was sie anders wollten. Er beschreibt, dass oberflächlich alle sehr nett waren, aber sie ignorierten die schwierige Situation und isolierten den Kollegen dadurch immer mehr, bis dieser schließlich auch psychisch krank wurde.
“And that really changed my mind away from thinking, Oh, well, it’s to be kind, if you just give people positive messages, then that’s the way to make people happy. It’s not. Because he was suffering. He knew they were taking the stories away because they didn’t think he was good enough, but nothing was addressed. So I think that that’s something that’s so important, courage and communication.” - Jo Confino
Mich hat es unterstützt, mir bewusst zu machen, dass es Mut erfordert, schwierige Gespräche zu führen, dass es eben oftmals nicht so einfach ist.
Meine eigenen Kernwerte und Qualitäten zu kennen, welche ich bereits verkörpere und in einer bestimmten Situation oder Rolle bewusst leben möchte.
Klarheit für mich zu erlangen, was die Kernpunkte sind, die ich mitteilen möchte. Und dazu Beispiele von konkreten Momenten benennen zu können. Und ganz praktisch mir dies zu notieren und den Zettel mitzunehmen ins Gespräch.
Mir zu vergegenwärtigen, dass ich in einer bestimmten Rolle auftrete. Nicht nur persönlich als Franziska, sondern je nach Situation in der Rolle als Kolleg:in, Vorgesetzte, Mitgründer:in, Freund:in. Und dass dies auch im Gespräch wechseln kann und es ok und unterstützend ist, dies einfach auch mitzuteilen.
Was ist zum Wohle aller?
Mich von der Frage leiten zu lassen: Was ist das “Beste”, was ist zum Wohle aller? Wobei “aller” je nach Rolle beispielsweise das Team, die Organisation, die andere Person und mich selbst mit einschließt.
Zu wissen, dass ich nicht alles wissen kann. Dass das Erleben nur meine Realität ist und andere dies ganz anders wahrnehmen können. Und dass es sein kann, dass ich im Gespräch vielleicht nicht die richtigen Worte finde, den richtigen Ton treffe und damit nachsichtig mit mir umgehe: Für dieses und für zukünftige Gespräche; mit der Offenheit zu lernen, und mir und der anderen Person zuzuhören.
Und dass ich auch um Hilfe und Unterstützung fragen kann, davor, währenddessen und danach.
Die Liste ist sicherlich nicht vollständig. Für mich in einer Leadership-Rolle sind es allerdings Kernaspekte, zu denen ich immer und immer wieder zurückkomme und welche mich kontinuierlich stützen.
In unseren Begleitprozessen setzen wir uns mit diesen Aspekten auseinander und ihr erlebt weitere kleine praktische Übungen, Formulierungen und Herangehensweisen, die unterstützen können.
Somit abschließend einige Informationen für all diejenigen, die sich nun in einzelnen Aspekten oder vielen wiederfinden und sich damit vertieft beschäftigen möchten um den eigenen Umgang mit herausfordernden Gesprächen und Situationen zu beleuchten und zu verändern:
Daneben bieten wir auch Unterstützung in der Entwicklung von Strukturen für Mitarbeitendengespräche, der Etablierung und Verankerung einer wertschätzenden und klaren Feedbackkultur und Gruppenworkshops zu Themen wie Psychologische Sicherheit, Feedback und vieles mehr. Mehr Informationen hier.
Für Fragen, Ideen und Anregungen kontaktiere mich gerne direkt via franziska@unityeffect.net